Das einfachste Werkzeug zur Überwachung des Gewichts und der Wachstumsgeschwindigkeit ist die Wachstumskurve, die individuell für jedes Endgewicht angefertigt werden kann. Hier wird wöchentlich das Gewicht gegen das Alter aufgetragen und mit einer Idealkurve verglichen. Dadurch fällt sofort auf, wenn der Welpe deutlich zu schwer oder zu leicht ist. Gerade für diejenigen, die das erste Mal einen Welpen durch das Wachstum begleiten, ist die Wachstumskurve eine wertvolle Hilfe.
Die nachfolgende Abbildung zeigt exemplarisch eine Wachstumskurve für einen Hund mit einem Endgewicht von 25 kg.
Viele Besitzer vergleichen das Gewicht und die Größe des eigenen Junghundes mit anderen Exemplaren der gleichen Rasse. Der Vergleich hinkt aber leider, vor allem bei großen Hunderassen. Hier können die Gewichtsunterschiede beim ausgewachsenen Hund gerne mal 20-30 kg ausmachen, und dementsprechend variiert auch das optimale Gewicht der Junghunde. Deutlicher wird dies mit einem kleinen Rechenbeispiel: Ein großer Hund sollte mit 6 Monaten ca. 60 % des Endgewichts erreicht haben. Das bedeutet bei einem Endgewicht von 50 kg, dass der Hund ca. 30 kg wiegen sollte. Bei 60 kg sind es 36 kg, bei 70 kg sind es schon 42 kg und bei 80 kg schließlich 48 kg. Das macht im Extremfall einen Unterschied von 18 kg im direkten Vergleich aus! Wurfgeschwister dagegen kann man natürlich miteinander vergleichen.
Zu Bedenken bleibt aber, dass manche Welpen vielleicht doch schwerer oder leichter als die Elterntiere werden und man sollte daher auch noch andere Kriterien heranziehen. Sinnvoll ist es, den eigenen Hund kritisch zu betrachten und zu prüfen, wie harmonisch er gebaut ist. Er soll weder zu breit noch zu hoch sein und weder vorne noch hinten überbaut. Das Ertasten der Rippen, wie man es bei erwachsenen Hunden macht um das Gewicht zu überprüfen, ist bei Junghunden leider wenig zielführend. Welpen und Junghunde setzen kaum Fett an, sondern schießen bei einem Energieüberschuss nur umso schneller in die Höhe. Im Ergebnis wirken sie noch schlanker und man ist versucht noch mehr zu füttern, damit der Hund endlich „was auf die Rippen bekommt“. Ein guter Züchter oder ein Tierarzt, der sich mit der entsprechenden Rasse auskennt, kann sicher bei der Beurteilung behilflich sein, denn dies erfordert viel Erfahrung.
Wie können wir die Wachstumsgeschwindigkeit beeinflussen?
Das ist zum Glück gar nicht so schwer, denn sie lässt sich über die Fütterung sehr gut steuern. Einen Einfluss auf das Wachstumstempo hat in erster Linie der Energiegehalt im Futter und das ganz unabhängig von der Art des Futters. Der Grundsatz gilt also beim BARFen genauso wie bei der Fütterung von Trocken- oder Nassfutter. Das Wachstum an sich ist, wie oben schon angedeutet, ein Prozess, der Energie verbraucht. Es muss schließlich jede Menge Körpersubstanz neu gebildet werden. Steht dem Körper von Junghunden zu viel Energie zur Verfügung, so investiert er auch diese in Wachstum und wächst somit schneller. Ein ausgewachsener Hund legt Reserven an und wird dick, ein Welpe wächst.
Der Proteingehalt im Futter hat übrigens weder Einfluss auf die Wachstumsgeschwindigkeit, noch führt ein Proteinüberschuss zu Wachstumsproblemen, solange die Ration sonst ausgewogen zusammengesetzt ist.
Die zugeführte Energie lässt sich hervorragend über die Futtermenge steuern. Einfach gesagt: Viel Futter, viel Energie, schnelles Wachstum. Wenig Futter, wenig Energie, langsames Wachstum. Nimmt der Welpe also zu schnell zu, sollte man die Futtermenge etwas drosseln oder ein Futter mit einer geringeren Energiedichte auswählen. Zu beachten gilt aber, dass in der kleineren Futtermenge auch weniger Nährstoffe enthalten sind und die Versorgung knapp werden kann. Viele Hundebesitzer greifen schon bei Welpen zu Futtermitteln für erwachsene Hunde, in der Annahme sie würden dann langsamer wachsen. Dies ist manchmal auf den ersten Blick auch zielführend, da viele Erwachsenenfutter im Vergleich zum Welpenfutter weniger Energie beinhalten. Allerdings ist der Preis auch hier oft eine Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen, denn auch von diesen ist dann weniger im Futter enthalten.
Erfahrungsgemäß ist es oft gar nicht die Futtermenge allein, die zu hoch angesetzt wird, sondern es wird zu viel nebenbei in Form von Leckerlies und Kauartikeln gefüttert. Oft sind solche Leckereien wahre Dickmacher, tragen aber nur wenig zur Nähstoffversorgung bei. Die Menge sollte sich daher in Grenzen halten.
Im Extremfall kann sich ein zu schnelles Wachstum in Form einer schmerzhaften Knochenhautentzündung äußern. Spätestens hier gilt es die Notbremse zu ziehen und die Energiemenge zu reduzieren. Die Alternative ist eine langwierige Behandlung mit Schmerzmitteln und die gilt es zu vermeiden! Natürlich sollte die Rationsanpassung in solchen Fällen oder auch bei Hunden, die deutlich über ihrer Wachstumskurve liegen, nur unter fachlicher Anleitung eines tierärztlichen Ernährungsberaters passieren.
Angemerkt sei an dieser Stelle auch, dass ein Zusammenhang zwischen einem schnellen Wachstum und der Entstehung von Knochentumoren vermutet wird.
Was gilt es sonst noch zu beachten?
Neben der Energie muss das Futter eine Menge Mineralstoffe, Nährstoffe und Vitamine beinhalten, am besten alle in der richtigen Menge und im optimalen Verhältnis zueinander. Bedarfszahlen und Empfehlungen für die einzelnen Stoffe für jeden Lebensabschnitt findet man in der Fachliteratur und es würde zu weit führen, diese Tabellen hier abzudrucken. Festgehalten sei aber, dass der Bedarf von Welpen und Junghunden i.d.R. deutlich höher ist als der von erwachsenen Hunden.
Kurz eingehen möchte ich auf die beiden Mineralstoffe Calcium und Phosphor, denn hier werden bei der Fütterung oft Fehler gemacht. Ohne diese beiden Stoffe kann das Knochenwachstum nicht optimal ablaufen und es müssen beide in der optimalen Menge im Futter enthalten sein. Besteht ein Mangel, so wachsen die Knochen oft krumm oder werden instabil. Leider ist eine Überversorgung nicht weniger schädlich und äußert sich in ähnlichen Symptomen. Doch nicht nur die absolute Menge von Calcium und Phosphor im Futter ist entscheidend, sondern auch das Verhältnis dieser Stoffe zueinander. Das optimale Calcium-Phosphor-Verhältnis liegt bei 1,3 : 1, Werte zwischen 1 : 1 und 2 : 1 sind akzeptabel. In diesem Bereich können die Nährstoffe am besten aufgenommen und verwertet werden. Auf Futtermitteln für Welpen und Junghunde müssen die Calcium- und Phosphorgehalte angegeben werden und man kann die Versorgung leicht überprüfen. Ein häufig begangener Fehler ist die Verfütterung von Calciumtabletten in der Absicht das Knochenwachstum zu verbessern. Dies führt zum Einen oft zu einer Überversorgung, da im Futter ja schon ausreichend Calcium vorhanden sein sollte, außerdem erhöht es das Calcium-Phosphor-Verhältnis. Das Gleiche gilt für die Zufütterung von Mineralstoffmischungen und Calcium- oder Phosphorhaltigen Futterergänzungen. Wer ein ausgewogenes Alleinfuttermittel für Junghunde füttert, benötigt keine weiteren Zusätze! Anders ist dies, wenn das Futter selbst zubereitet wird in Form von Rohfleisch- oder Kochrationen. Hier gilt es die Menge eines jeden Nährstoffes in der Ration zu berechnen und mit den Bedarfszahlen im jeweiligen Alter zu vergleichen. Dabei passieren schnell Fehler und die können während des Wachstums fatal sein. Daher gehört die Erstellung solcher Rationen in die Hände von tierärztlichen Ernährungsberatern. Auch die Zusammensetzung und Ausgewogenheit von Fertigfuttern lässt sich übrigens rechnerisch überprüfen, um so für jeden Hund das passende Futter zu finden. Leider finden sich im Handel viele Fertigfutter, deren Zusammensetzung nicht optimal ist.
Ein gesundes Wachstum hat also sehr viel mit gesunder und ausgewogener Ernährung zu tun und diese liegt allein in den Händen des Besitzers. Viele Krankheiten lassen sich durch eine gesunde Ernährung vermeiden oder zumindest verbessern und schon beim Welpen kann man somit viel erreichen, gerade was gesunde Knochen und Gelenke angeht.